Immunologische Faktoren

  • Immunologische Faktoren

Eine ganze Reihe von wissenschaftlichen Untersuchungen weist darauf hin, dass immunologische Faktoren eine große Rolle beim Einnistungsprozess spielen. So erscheint es verständlich, dass ein gestörter Immunmechanismus die Einnistungskapazität der Gebärmutterschleimhaut vermindern kann.

Das Immunsystem ist dafür verantwortlich, den Körper vor Bakterien und Viren zu schützen. Es erkennt die körpereigenen Zellen und bekämpft sie nicht. Der Embryo besteht jedoch jeweils zur Hälfte aus Mutter und Vater. Das Erbgut des Vaters kann eine Immunreaktion bei der Mutter auslösen. Normalerweise wird das Immunsystem der Mutter so herunterreguliert, dass es den Embryo sich einnisten lässt.

 

  • Immunologische Analyse des Endometriums bei Kinderwunsch

Natürliche Killerzellen (NK-Zellen), Plasmazellen Kooperation mit der Universität Jena

Die Diagnostik des Endometriums, d.h. der Nachweis von uNK-Zellen bzw. Plasmazellen erfolgt im Placenta-Labor der Klinik für Geburtsmedizin Jena über eine immunhistochemische Färbung mit speziellen Antikörpern, welche gezielt die zu untersuchenden Immunzellen detektieren.

Natürliche Killerzellen (NK-Zellen) sind ein wichtiger Bestandteil unserer angeborenen Immunabwehr. Die natürliche Funktion dieser Zellen besteht in der Erkennung und Abwehr von Virus-infizierten Zellen oder Krebszellen.

Aktuelle Studienergebnisse legen nahe, dass NK-Zellen zu den wichtigsten Immunzellen während der frühen Schwangerschaft gehören. So sind 70% der weißen Blutkörperchen in der Plazenta („Mutterkuchen“) im ersten Drittel der Schwangerschaft NK-Zellen.

In internationalen Studien konnte gezeigt werden, dass NK-Zellen sowohl im Blut als auch in der Gebärmutterschleimhaut bei Frauen mit Implantationsversagen oder mit vermehrten Fehlgeburten eine erhöhte Konzentration aufweisen. Möglicherweise führen vermehrte NK-Zellen im Bereich der Gebärmutterschleimhaut zu einer Abstoßungsreaktion bzw. verhindern die Einnistung des Embryos.

Chronische Endometritis / „Plasmazellen“

Aktuelle Studien legen nahe, dass eine chronische Entzündung der Gebärmutterschleimhaut (chronische Endometritis) bei etwa 10-20% der Patientinnen mit wiederholtem Implantationsversagen nach IVF-Embryotransfer, idiopathischer Infertilität und bei ungeklärten wiederholten Fehlgeburten vorliegt. Eine chronische Endometritis ist eine meist bakteriell verursachte Entzündung. Allerdings wird eine chronische Endometritis aufgrund der milden oder nicht vorhandenen Symptome und der anspruchsvollen histopathologischen Analyse selten detektiert. Der Nachweis einer chronischen Endometritis ist jedoch indirekt über Plasmazellen möglich.

Plasmazellen entstehen aus B-Lymphocyten und sind ein wichtiger Bestandteil unseres Immunsystems. Diese Zellen werden nach Kontakt mit einem Erreger aktiviert, produzieren Antikörper und tragen so vor Ort zur Bekämpfung des Pathogen (Krankheitsverursachers) bei.

 

  • Immundiagnostik durch eine Blutanalyse in unserem Kooperationslabor. (Herr Dr. S. Pfeiffer, Facharzt für Innere Medizin und Immunologie)

Wir veranlassen eine ausführliche Immundiagnostik durch eine Blutanalyse in unserem Kooperationslabor. Herr Dr. S. Pfeiffer, Facharzt für Innere Medizin und Immunologie, legt dann auf Basis der Ergebnisse die für Sie passende Immunstrategie fest, die wir gerne für Sie durchführen.

Regelmäßige Infusionen von Omegaven® können eine überzogene Immunantwort der Mutter auf den übertragenen Embryo regulieren. Falls es nötig wird, können zusätzlich Kortisonpräparate eingenommen werden.

Infusion von Fettemulsionen

Intravenöse Infusionstherapien mit Fettemulsionen (z.B. Intralipid®, Omegaven®) werden häufig zur positiven Beeinflussung der Natürlichen Killerzellen angewandt. Es wird berichtet, dass sie die Fähigkeit haben eine anomale Aktivität von NK-Zellen zu unterdrücken und so die Empfänglichkeit der Gebärmutter zu steigern. Diese Infusionen können unterstützend bei Implantationsversagen und wiederholten Fehlgeburten gegeben werden.

Sind genetische Faktoren beider Eltern, eine Gerinnungsstörung der Mutter, anatomische Fehlbildungen der Gebärmutter oder eine Entzündung derselben ausgeschlossen, kann es sein, dass immunologische Gründe für den unerfüllten Kinderwunsch bei Ihnen vorliegen.

 

  • Immunisierung

            Kooperation mit Uni Kiel und Göttingen

Das Immunsystem muss den Embryo als fremd erkennen, ist dann aber durch spezielle Antikörper (Fc-blockierende Antikörper) auf diesen „Fremdkörper“ vorbereitet und kann eine Schutzreaktion in Gang setzen, also eine Abstoßung vermeiden.

Das Fehlen Fc-blockierender Antikörper führt zur Indikationsstellung für die aktive Immunisierung..

Das Prinzip der aktiven Immmunisierung besteht darin, dass dem Immunsystem der Frau durch Gabe von Spenderlymphozyten (Lymphozyten sind eine besondere Form der weißen Blutkörperchen) ein Anreiz gegeben wird, „schützende Antikörper“ zu produzieren, das Immunsystem wird also aktiviert. Die HLA-Typisierung wird hierzu im Wesentlichen durchgeführt, um festzustellen, ob der Mann ein geeigneter Blutspender für die Immunisierung seiner Partnerin ist

Zur Verbesserung der Einnistung bei einer IVF- oder ICSI-Therapie können die oben genannten Methoden zur Behandlung immunologischer Gründe von Fehlgeburten angewendet werden. Kleinere Studien weisen ermutigende Ergebnisse auf, jedoch kann man auch hier nicht von etablierten Methoden sprechen.