Unfruchtbarkeit beim Mann: ca. 30 %
Unfruchtbarkeit beim Mann kann verschiedene Ursachen haben, die sowohl die Quantität als auch die Qualität der Spermien beeinträchtigen können. Wir untersuchen sorgfältig die Ursachen für männliche Unfruchtbarkeit und bieten spezialisierte Behandlungen an, um die Chancen auf eine erfolgreiche Empfängnis zu verbessern.
OAT-Syndrom
Die entscheidenden Parameter bei der Analyse der Spermien (Spermiogramm) sind deren Anzahl, Beweglichkeit und Form. Wenn alle drei Parameter eingeschränkt sind, spricht man von einem OAT-Syndrom (Oligo: zu wenig, Astheno: schwach beweglich; Terato: fehlgeformt).
Ursachen einer eingeschränkten Spermienqualität
Oft lassen sich für eine Störung der Spermienproduktion keine eindeutigen Ursachen feststellen. Schädigungen können bereits in der Kindheit aufgetreten sein und sind dann oft medizinisch nicht mehr zuzuordnen. Einfluss auf die Spermienqualität haben vor allem Noxen wie Nikotin. Stress spielt häufig eine geringere Rolle als subjektiv von den Betroffenen empfunden.
Eine Chemotherapie wirkt sich fast immer ungünstig auf die Spermienqualität aus.
Hormonstörungen
Hormonelle Störungen können auch bei Männern zu Unfruchtbarkeit führen. Für die Neubildung von Spermien sind die Hormone FSH und LH besonders wichtig. Beide Hormone werden über die Hirnanhangsdrüse (Hypophyse) freigesetzt. LH sorgt für die Testosteronproduktion im Hoden, während FSH direkt die Neubildung von Spermien beeinflusst.Weitere Hormone können ebenfalls die hormonellen Regelkreise stören und somit die Spermienproduktion negativ beeinflussen. Wir diagnostizieren Hormonstörungen mittels Blutuntersuchungen.
Infektionen (Mumpsorchitis)
Eine häufige Ursache für die eingeschränkte Spermienqualität ist die Hodenentzündung nach einer Mumpserkrankung (Mumpsorchitis). Diese tritt nach der Pubertät meist einseitig auf, seltener beidseitig. Sie kann zu einer Hodenverhärtung und -verkleinerung mit eingeschränkter Spermienproduktion führen. Nachträglich lässt sich eine solche Erkrankung oft nicht mehr nachweisen.
Hodenhochstand
Wenn bei einem männlichen Säugling eine oder beide Hoden nach der Geburt nicht im Hodensack tastbar sind, spricht man von einem Hodenhochstand. Dies kann die Spermienproduktion beeinträchtigen, da für eine normale Hodenfunktion eine geringere Temperatur als die Körpertemperatur nötig (idealerweise 32°C) erforderlich ist.
Häufig verschwindet diese Entwicklungsstörung im ersten Lebensjahr.Wenn nicht, sollte eine Behandlung bis zum zweiten Lebensjahr abgeschlossen sein. Versäumte Behandlungen können zu einer Schädigung des Hodengewebes und damit zu mangelhafter Spermienproduktion führen.
Genetische Defekte
Chromosomenanomalien können zu einem Abbruch der Spermienbildung führen. Die Wahrscheinlichkeit einer Chromosomenanomalie ist höher, je geringer die Anzahl der Spermien ist.
Normwerte der Weltgesundheitsorganisation definieren eine Gesamtzahl von 15 Millionen oder mehr Spermien pro Milliliter Ejakulat als unauffällig.
Fehlen Spermien im Ejakulat (Azoospermie), kann bei 13 bis 15 % der Männer eine Chromosomenanomalie nachgewiesen werden. Häufig findet sich hierbei eine Abweichung in der Anzahl der Geschlechtschromosomen, wie z. B. beim Klinefelter-Syndrom.
Bei weniger als 5 Millionen Spermien/ml Ejakulat können bei 7 bis über 8 % der Männer Chromosomenanomalien wie Translokationen festgestellt werden. Liegt die Gesamtzahl der Spermien zwischen 10 und 20 Millionen, sind nur noch 0,4 bis 2,7 % der Männer betroffen.
Klinefelter-Syndrom
Männer mit diesem Syndrom haben ein zusätzliches X-Chromosom, was zu einer verminderten Ausschüttung männlicher Hormone und zu einer reduzierten Qualität der Samenfäden führt, oft sogar zu einem kompletten Ausfall der Spermienproduktion.
Deletion
Der Verlust von Informationen auf dem Y-Chromosom (Deletion) ist eine weitere genetische Ursache für das Fehlen von Spermien. Diese Region auf dem Y-Chromosom, bekannt als Azoospermiefaktor, führt bei Verlust zu einer schweren Oligo- oder Azoospermie. Alle Söhne von betroffenen Männern sind gesund, aber ebenfalls infertil.
Unterbundener Spermientransport
Bei Störungen des Spermientransports ist der Austritt der Spermien aus dem Nebenhoden, in dem die Spermien gespeichert sind, nicht möglich. Dies kann durch einen Verschluss der Samenwege oder durch einen ungeordneten Ablauf der Ejakulation bedingt sein. Manchmal sind frühere Nebenhodenentzündungen oder Prostataentzündungen die Ursache.
Das Alter des Mannes als Ursache für die ungewollte Kinderlosigkeit
Spermien werden kontinuierlich nachproduziert, jedoch nimmt der Anteil an schnell beweglichen Spermien, die für die Befruchtung entscheidend sind, jährlich um fast ein Prozent ab. Männer, deren Spermiogramm in jungen Jahren im unteren Bereich der Norm liegt, können in späteren Jahren eine ungenügende Anzahl schnell beweglicher Spermien aufweisen. Studien zeigen, dass das väterliche Alter auch das Fehlgeburtenrisiko beeinflusst; bei Vätern im Alter von 35 bis 39 Jahren ist das Risiko einer Fehlgeburt dreimal so hoch wie bei Vätern unter 25 Jahren.
Weitere mögliche Ursachen beim Mann
Sertoli-Cell-Only-Syndrom:
Bei dieser Erkrankung fehlen die Zellen, die in den Hodenkanälchen die Spermien bilden.
Globozoospermie
Hier fehlt das »Hütchen« am vorderen Ende des Samenfadens, das wichtige Enzyme enthält, die dem Spermium helfen, in die Eizelle einzudringen.
Retrograde Ejakulation
Die Samenflüssigkeit wird in die Harnblase umgeleitet, was zu einer Ejakulation nach innen führt. Dies kann durch einen schlecht eingestellten Diabetes oder neurologische Erkrankungen verursacht sein.
Erektile Dysfunktion
Die Unfähigkeit, eine ausreichend lange und starke Erektion aufrechtzuerhalten, kann durch Hormonmangelzustände, arteriosklerotischen Gefäßveränderungen oder psychische Faktoren wie Stress und Partnerschaftskonflikte bedingt sein. Es ist wichtig, solche Probleme offen bei Ihrem Arzt anzusprechen.
Verschluss der abführenden Samenleiter (CBAVD)
Das Fehlen der Samenleiter (CBAVD: congenitale bilaterale Aplasie der Vasa Deferentia) kann zu einer Azoospermie führen. Diese Störung ist häufig mit Mutationen im Mukoviszidose-Gen (Cystische Fibrose), bei zwei Dritteln der Männer mit CBAVD.
Hodenkrampfader
Eine Varikozele kann die Spermienproduktion durch gesteigerte Durchblutung des Hodens beeinträchtigen. Die Behandlung einer Varikozele führt selten zu einer Verbesserung der Fruchtbarkeit, weshalb die Indikation zur Operation heute selten gestellt wird.